Förderung in der Ausbildung (FidA) mit dem VbFF – Verein zur beruflichen Förderung von Frauen e.V.

Förderung in der Ausbildung (FidA) mit dem VbFF – Verein zur beruflichen Förderung von Frauen e.V.

Bericht FidA Altenpflege 2021

Da unsere Teilnehmerinnen in der Pflegeausbildung mit besonders vulnerablen Menschen in den Pflegeheimen arbeiteten, spielten Ängste, Mehrfachbelastung und Erschöpfung wieder eine große Rolle. Seit März 2020 arbeiten unsere Teilnehmerinnen in den Pflegeheimen unter erschwerten Bedingungen. Kolleginnen, die erkrankt sind oder unter Quarantäne stehen, mussten vertreten werden. Während der Pandemie benötigten unsere Teilnehmerinnen weiterhin im besonderen Maße Unterstützung und Beistand. Beratungstermine mit Teilnehmerinnen waren auch bei uns vor Ort möglich, um den Frauen den Zugang zu uns zu erleichtern.

Aufgrund der pandemischen Lage fand der Unterricht in der hybriden Lernform - zum Teil in Präsenz unter strikten Hygienestandards und zum Teil live-online - statt. Unter den Teilnehmerinnen war besonders im letzten Jahr die technische Ausstattung nicht ausreichend gewesen, um problemlos an Live-online-Formaten teilzunehmen. Das hatte sich dieses Jahr verbessert, da die meisten Teilnehmerinnen nun ein Gerät zur Verfügung hatten. Es kam zwar immer wieder einmal vor, dass es technische Probleme gab, diese konnten in der Regel per Telefon oder mit einem kurzfristigen Termin vor Ort gelöst werden.

Innerhalb der Sprachförderung war es uns wichtig, die Teilnehmerinnen zu befähigen, sich Lerninhalte selbständig anzueignen. Hierfür erhielten die Teilnehmerinnen auch wieder Empfehlungen für LernApps und Online-Programme. Der systematische Umgang mit Fachtexten wurde trainiert. Die Teilnehmerinnen konnten ihre Deutschkenntnisse und somit auch ihre schulischen Leistungen verbessern. Dies ist die Grundlage zum Bestehen der Abschlussprüfung. Die Frauen wurden bei Live-Online-Formaten unterstützt.

Ende Juni organisierte der VbFF recht kurzfristig ein Picknick im Park (siehe Foto), weil es die Pandemie-Situation gerade erlaubte. Ziel des Picknicks war es, den persönlichen Kontakt zu den Frauen zu stärken und den Frauen den persönlichen Kontakt und Austausch untereinander in entspannter Atmosphäre zu ermöglichen. Es gab Getränke, süße, salzige Snacks und Pizza. Zwischendurch wurde Badminton und Boule gespielt. Die Frauen haben das Picknick sehr genossen, viel gelacht und sich gegenseitig Tänze aus ihren Herkunftsländern gezeigt.

Im Dezember fand zudem eine kleine Weihnachtsfeier im nahen Park mit Glühwein und Fruchtpunsch statt, da draußen das Ansteckungsrisiko viel geringer war. Als kleines Goody erhielten die Teilnehmerinnen einen Taschenalarm.

Das Empowerment der Teilnehmerinnen war uns besonders wichtig: Die Teilnehmerinnen sollten ihre eigenen Stärken kennen und diese weiterentwickeln. Das Selbstwertgefühl der Teilnehmerinnen wurde verbessert. Die Erweiterung des persönlichen Handlungsspielraums der Teilnehmerinnen wurde durch unseren fachlichen Input und den Austausch untereinander gefördert.

Wir merken immer wieder, wie gut den Frauen der Austausch und die Unterstützung tut und wieviel leichter der Alltag der Frauen wird und sie an Sicherheit im Umgang mit anderen Menschen gewinnen, wenn sich ihre Sprachkenntnisse verbessern. Die Frauen sind sehr dankbar für die Unterstützung.

Beschreibung der Teilnehmerinnen:

Mamitiana Joelle A.
29 Jahre (geb. 24.06.1992); Staatsangehörigkeit: Madagassisch
Schulabschluss: Allgemeine Hochschulreife, in Deutschland als Mittlere Reife anerkannt
Ausbildungsjahr: 3 von 3, Auszubildende zur Altenpflegerin

Zeitraum: Bis Juni 2020
Ihr Ziel ist es, die Ausbildung erfolgreich zu beenden und in der Zukunft möchte sie sich selbstständig machen und einen eigenen ambulanten Pflegedienst führen. Dem Schulunterricht kann sie leicht folgen, aber es fällt ihr schwer, Präsentationen zu halten und in der Praxis benötigt sie noch Unterstützung mit der Pflegedokumentation. Das Pflegen und Betreuen der Bewohnerinnen gehört zu ihren Stärken. Sie empfindet den Pflegeberuf aber als körperlich sehr anstrengend. Sie ist ständig besorgt, weil sie finanzielle Nöte hat und die Ausländerbehörde ihr auferlegt hat, keinerlei finanziellen Hilfen in Anspruch zu nehmen. Sie sucht dringend ein WG-Zimmer, weil sie raus aus ihrem bisherigem Zimmer muss, kann
sich aber die Kaution (750,- bis 1.000,-€) nicht leisten. Da sie nicht in Frankfurt gemeldet ist, können wir auch nicht auf unsere bisherige Quelle für Einmal-Zahlungen für Frankfurterinnen zurückgreifen. Sie sucht jetzt nach einem Mini-Job zusätzlich zur Ausbildung. Da ihr alter Laptop nicht mehr funktioniert und sie sich ein Ersatzgerät nicht leisten kann, hat der VbFF ihr ein Leihgerät zur Verfügung gestellt, damit sie ihre schulischen Aufgaben erledigen und Live-online-Angebote nutzen kann. Sie sollte ihre Ausbildung 2021 beenden.

Zeitraum: Juli – Dezember 2020
Frau A. hat regelmäßig an der Sprachförderung teilgenommen. Sie sucht weiterhin nach einem passenden Minijob, um sich dann neuen Wohnraum leisten zu können. Mittlerweile verfügt sie über ein Tablet für die Wohnungssuche und die Ausbildung. Frau A. hat durch den VbFF auch Unterstützung bei ihren schriftlichen Aufgaben für die Schule in Anspruch genommen.

Zeitraum: Januar 2021 – Juni 2021
Bei Frau A. steht im Juli nun die praktische Abschlussprüfung an. Später im September und Oktober 2021 finden dann die theoretischen Abschlussprüfungen statt. Sie hat für sich entschieden, mit der Suche nach einem Minijob erst einmal zu pausieren, um sich voll und ganz auf die Prüfungsvorbereitung zu konzentrieren und die freie Zeit, die nach der Arbeit und nach der Schule bleibt, dem Lernen zu widmen. Das gleiche gilt auch für die Wohnungssuche (hier hat sie jetzt etwas weniger Druck als letztes Jahr). Das Bestehen der Abschlussprüfung hat aktuell oberste Priorität und Frau A. investiert sehr viel Kraft und Zeit
in die Vorbereitung. Sie ist sehr gefasst und zufrieden mit ihrem Vorgehen.

Zeitraum: Juli 2021 – Dezember 2021
Frau A. hat die praktische Abschlussprüfung erfolgreich geschafft und drei von vier schriftlichen Prüfungen ebenso. Leider konnte Frau A. aufgrund von Krankheit nicht an der letzten schriftlichen Prüfung teilnehmen. Aufgrund der Organisation der Anschlussprüfungen an der Pflegeschule muss Frau A. fast ein halbes Jahr warten, bis die nächste Klasse in die Prüfungsphase kommt, dann erst kann sie ihre letzte schriftliche Prüfung ablegen. Das war sehr ärgerlich für Frau A. und sie musste auch Gespräche mit der Ausländerbehörde führen. Frau A. konnte die Situation für sich klären, Sie nimmt weiter an der Sprachförderung teil und fiebert dem Ende und dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung entgegen.

Gabriella N.
26 Jahre (geb. 12.07.1995); Staatsangehörigkeit: Kenianisch
Schulabschluss: Allgemeine Hochschulreife, Studium in Kenia
Ausbildungsjahr: 3 von 3, Auszubildende zur Altenpflegerin

Zeitraum: Oktober – Dezember 2020
Ihr Ziel ist es, die Ausbildung in der Altenpflege erfolgreich zu beenden und weiter zu studieren. Es fällt ihr schwer, Deutsch zu sprechen und den Kolleginnen oder den Angehörigen der Bewohnerinnen etwas zu erklären. Ebenso nennt sie Schwierigkeiten bei der Wortfindung. Die Kommunikation mit den Bewohnerinnen selbst fällt ihr leichter, da diese langsamer sprechen. Allgemein fällt ihr das Hören und Verstehen leichter als das Sprechen. Frau N. nimmt seit Oktober 2020 regelmäßig an der Sprachförderung teil. Sie wünscht sich vor allem, mehr zu sprechen und erhofft sich dadurch, ihr Vokabular zu verbessern.

Zeitraum: Januar 2021 – Juni 2021
Frau N. hat in den letzten Monaten sehr große sprachliche Fortschritte gemacht, was ihre Selbstsicherheit im Umgang mit Kolleginnen und Angehörigen der Bewohnerinnen stärkt. Sie hat uns gebeten, sie in Form von Lerneinheiten, die sich mit dem Textverständnis und dem Gebrauch von Fachwörtern befassen, zu unterstützen. Nicht nur in der Ausbildung fühlt sie sich nun sicherer, sondern auch in alltäglichen Situationen, wie z.B. bei einem Arztbesuch oder in Konfliktsituationen, was wir gemeinsam in Form von Rollenspielen geübt haben. Aktuell freut sich Frau N. sehr auf ihren geplanten Besuch der Familie und Freunde in Kenia, der nun im Juli ansteht.

Zeitraum: Juli 2021 – Dezember 2021
Der Besuch ihrer Familie in Kenia war sehr gelungen und Frau N. konnte viel Kraft tanken. In der deutschen Sprache hat Frau N. weiterhin sehr große Fortschritte gemacht und sich stetig verbessert. Seit November hat Frau N. zusätzlich zu ihrer Vollzeitausbildung einen Minijob in einem ambulanten Pflegedienst. Das Geld möchte sie für den Führerschein sparen. Frau N. hat nun das letzte Ausbildungsjahr begonnen und wenn sie an die Abschlussprüfungen denkt, bekommt sie ein mulmiges Gefühl. Sie hat sich vorgenommen, frühzeitig mit dem Lernen zu beginnen und konzentriert daran zu bleiben. Nach der bestandenen Abschlussprüfung träumt sie von einer Reise mit einer Freundin innerhalb Europas.

Akissi Emilie A.
25 Jahre (geb. 20.05.1996), Staatsangehörigkeit: Ivorisch
Schulabschluss: Allgemeine Hochschulreife
Ausbildungsjahr: 2 von 3, Auszubildende zur Pflegefachfrau

Frau A. ist seit Juni 2021 Weltbürgerin. Fließend Deutsch zu sprechen, fällt ihr noch etwas schwer und sie möchte gerne ihre Aussprache verbessern und ihr Vokabular erweitern, damit sie sich sicherer in der Kommunikation mit den Bewohnerinnen fühlt. Sie nimmt fleißig an der Sprachförderung teil und verbessert ihr Deutsch stetig. Sie kommt immer mehr aus sich heraus und lernt, selbstbewusst mit Situationen umzugehen, in denen sie sich zu Beginn noch unwohl gefühlt hat. Der Kontakt und Austausch mit den anderen Teilnehmerinnen aus der Gruppe motiviert sie und stärkt sie zusätzlich. Hilfreiche Tipps werden ausgetauscht und die Frauen unterstützen sich gegenseitig.

Zeitraum: Juli 2021 – Dezember 2021
Im letzten Quartal des Jahres musste Frau A. des Öfteren im Ausbildungsbetrieb für Kolleginnen einspringen und konnte daher nicht ganz so regelmäßig an der Sprachförderung teilnehmen. Wenn Sie aber teilgenommen hat, war sie immer gut gelaunt, motiviert und fleißig dabei. Auch Frau A. verbesserte stetig ihr Vokabular und die Grammatik und das Sprechen fiel ihr zunehmend leichter.
*Seit 2020 gibt es die bisherige Form der Ausbildung zur Altenpflegerin nicht mehr. Alle Auszubildenden starten mit dem im Ausbildungsvertrag festgelegten Berufsziel "Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“. Auszubildende, die den Schwerpunkt ihrer Ausbildung von Anfang an auf die Pflege alter Menschen durch eine entsprechende Wahl des Trägers der praktischen Ausbildung gelegt haben und deshalb ihren Vertiefungseinsatz im Bereich der Langzeitpflege gewählt haben, erhalten vor Beginn des letzten Drittels ihrer Ausbildung ein Wahlrecht. Sie können entscheiden, ob sie die begonnene generalistische Ausbildung zur „Pflegefachfrau“ bzw. zum „Pflegefachmann“ fortsetzen oder ob sie ihre Ausbildung auf einen Abschluss als „Altenpfleger / Altenpflegerin“ ausrichten. In diesem Fall werden sie im letzten Drittel der Ausbildung speziell zur Pflege alter Menschen ausgebildet. Die Ausbildung in der Altenpflegehilfe gibt es weiterhin in der bisherigen Form.


Bericht FidA Altenpflege 2020

2020

Frauen in der Altenpflege - Junge Weltbürgerinnen
Frauen in der Altenpflege - Junge Weltbürgerinnen

Immer mehr Frauen wagen sich trotz Sprachbarriere an die anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe der Altenpflegerin.

Der VbFF bietet seit einigen Jahren Sprachförderung und Unterstützung nach Bedarf für Schüler*innen zweier Altenpflegeschulen an. Wie überall schlossen während der Lockdowns auch diese Schulen und die Deutschförderung könnte nicht mehr wie geplant vor Ort stattfinden.
Aus diesem Grund etablierte der VbFF live online eine Sprachförderung für die Schülerinnen. An dieser nehmen auch regelmäßig die drei jungen Frauen teil, die durch die Stiftung Junge Weltbürger unterstützt werden. Die Teilnehmerinnen kommen aus den unterschiedlichsten Ländern, wie beispielsweise Kenia, Madagaskar oder Georgien.
Über Video findet mit den Schülerinnen auch ein Austausch über ihre Erlebnisse in den Pflegeheimen statt. Die Arbeitsbelastung ist dieser Tage besonders hoch und die Angst vor einer Corona-Infektion ist allgegenwärtig.
Was oft fehlt, ist der persönliche Austausch und somit die Möglichkeit die eigenen Sprachkenntnisse zu erweitern. Auf die Frage, was sich die Schülerinnen in der Sprachförderung wünschen, ist eine Antwort besonders oft zu hören: „Sprechen üben“. In der Arbeit als Altenpflegerin ist Kommunikation eine wichtiges Mittel um den älteren Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und ihre Wünsche zu erfahren.
Die Dozentin bereitete Phonetik-Übungen vor und zeigten den Schülerinnen über Video welche Form die Lippen bei dem Lauten der deutschen Sprach annehmen, welche Position die Zunge hat. Jede Sprache hat ihre eigenen Laute und damit verbundene Stolperfallen. Im Umgang mit Senior*innen ist eine deutliche Aussprache besonders wichtig, da im Alter die Hörfähigkeit nachlassen kann.

Selbstverständlich war auch die Sprachförderung nicht von den Tücken der Technik befreit.
Videos wurden nur auf dem Kopf angezeigt, Mikrophone erzeugten Echos, Verbindungen brachen ab.
Da einige Schülerinnen nicht über die nötige Hardware verfügten, bot der VbFF die Möglichkeit einer Laptopausleihe oder eines vergünstigen Kaufs.

Wenn jedoch alle Hürden überwunden waren, war aus allen Ecken Frankfurts begleitet von viel Gelächter, ein perfekt formuliertes „ü“ zu hören, einer der schwierigeren Laute der deutschen Sprache.